Meine Kindheitserinnerungen an Gartenarbeit sind alles andere als positiv. Jeden Samstag beim Frühstück hielt ich als Knirps die Luft an das meinem Papa nicht irgendetwas rund ums Haus einfiel das unbedingt erledigt werden musste. Unkraut jähten, Rasen mähen, Strasse kehren... das alles war der Inbegriff des Grauens. Heute lässt mich der „Gründstreifen“ meiner Eltern nur noch müde lächeln, gilt es hier in Bethanien doch 6000 Quadratmeter Garten (einigermassen) in Schuss zu halten. Bei unserem Einzug war allein der Gedanke daran noch Grund genug sich die Sache noch einmal genau zu überlegen, doch heute ist alles anders. Irgendwann, es war mitten beim Hecken schneiden glaube ich, bemerkte ich nämlich plötzlich das ich es anfing zu geniessen und das es mir sogar half zu entspannen. Seit dem ist die die Arbeit rund ums Haus mir nicht mehr lästig, im Gegenteil ich plane sie bewusst ein. Nicht das ihr mich falsch versteht, natürlich sieht der Rasen immer noch nicht nach Golfplatz aus, aber zwischendurch packt mich immer wieder der gärtnerische Eifer und ich vergesse Schreibtisch und Computer und tauche ein in die Welt der Eichhörnchen, Zecken, Blumen und Hecken. Es ist schön mit den Händen zu arbeiten, direkt das Resultat seiner Arbeit zu sehen. Es fühlt sich gut an am Abend erschöpft zu sein und am nächsten Tag Muskelkater zu haben. Die Frage ist, warum ich nicht schon früher auf den Geschmack gekommen bin?
Vielleicht ist es mit der Gartenarbeit ein bisschen wie mit dem Kaffee, dem Wein und den Havannas: man muss erst ein paar Jährchen älter werden um sie wirklich zu geniessen zu können.
Und um beim Vergleich zu bleiben, wenn Gartenarbeit wie Wein ist, dann gab es letztes Wochenende bei uns eine Magnumflasche „Château Lafite“. Es galt ein paar stattliche Bäume zu fällen. So haben wir uns kurzerhand eine Hebebühne ausgeliehen und in schwindelnden Höhen die Motorsegen heulen lassen. Während andere bei Jochen Schweizer für Baggerfahrten Geld bezahlen, tun wir für den Hunger nach Abenteuer einfach das was getan werden muss. Ein guten Wein gabs abends trotzdem. Den hatten wir uns verdient.