Gofi hat sich in einem seiner letzten posts, angeregt durch den Film "Syriana" mit der Frage beschäftigt was Christen in politischer Hinsicht bewirken können und sollen. In der folgenden Diskusion hat er dann als Antwort einen weiteren Comment geschrieben der echt lesenswert ist und den ich hier mal ganz unverschämt poste:
"Wer die Friedensbotschaft von Jesus weitersagt, kann gar nicht NICHT politisch Stellung beziehen, zB dann, wenn Unfrieden durch Unterdrückung und Ungerechtigkeit gestiftet wird. Evangelisation bedeutet eben auch, sich bewusst als Christ zB gegen Apartheid, Rassentrennung und imperialistisches Gehabe auszusprechen. Das bedeutet eben gerade nicht, die Botschaft vom Kreuz und dem Versöhnungsangebot Gottes zu vernachlässigen, sondern im Gegenteil sie besonders stark zu betonen. Der Fehler, den wir (damit meine ich eine bestimmte Gruppe von Leuten innerhalb der evangelikalen Szene, zu denen ich mich rechne) zu lange gemacht haben, ist der, 'geistliche' Fragen von 'weltlichen', 'politischen' Fragen zu trennen, als wenn das möglich wäre. Das ist es aber nicht. Das Reich Gottes gewinnt Gestalt in dieser Welt und in Konfrontation mit den Themen dieser Welt. Übrigens: Johannes der Täufer wurde geköpft, weil er als einflussreicher Evangelist das Heiratsverhalten des herrschenden Königs angeprangert hatte. Damit mischte er sich in die große Politik ein. Und komm mir keiner damit, das sei eine Aussage in Sachen Moral gewesen. Guantanamo Bay ist auch unmoralisch und hoch politisch."
Danke, dass du nochmal auf die gute und wichtige Diskussion hingewiesen hast. Ich hatte den Post gelesen, die Kommentare aber nicht mehr verfolgt. In den Blog-Kommentaren sind oft richtige Perlen versteckt, da ist es gut, wenn die jemand ans Licht bringt.
PS: Bei einigen Links unter "Blog Land" fehlt der Link.
Kommentiert von: Hufi | 28. Februar 06 um 23:11 Uhr
Das Problem bei blogger.com ist, dass man keinen feed für die Kommentare hat. Das ist bei Wordpress cool geregelt. Da kann man sich feeds für alle Kommentare auf einem Blog oder auch nur für die Kommentare eines Posts etc. abonnieren. Ist ganz clever geregelt. Ich weiß nicht, wie das bei typepad geregelt ist.
Ja, die Diskussionen in den verschiedenen Blogs sind gerade das spannende am Bloggen. Wenn man nur ne Homepage ohne Kommentarfunktion hat, dann bleibt einem zwar viel Spam erspart (und man dämlicher Kommentar ;-)), aber es wird viel einseitiger. Das hatte mich an meiner alten Homepage immer gestört.
Ich würd mir sogar noch mehr Beteiligung an Diskussionen wünschen, auch über Pingbacks, Trackbacks etc., bei einer entsprechenden "Streitkultur", wo es fair und sachlich abläuft.
GFS
Kommentiert von: kapeka | 01. März 06 um 00:21 Uhr
Hi Pfaff, danke für dein Post. Weiteres zum Nachdenken:
1. Super, werdet ihr bei Kubik nun das Heiratsverhalten unserer Politiker ansprechen, z. B. von Angela Merkel? Wie werdet ihr das z. B. ganz praktisch machen? Geht ihr auf die Straße?
2. Das ist sicherlich ein Balanceakt: Wie können wir unsere Politiker ehren? Wie können wir als Gemeinden unsere Politiker ehren (und mit "ehren" meine ich mehr als ein bloßes stillschweigende Anerkennen der höheren Autorität)?
3. Wie geht ihr mit Pazifisten um, oder mit denjenigen, die sich aktiv weigern, politisch zu wirken. Sind sie dumm? Oder sind manch' ihrer Argumente überlegenswert?
Alles, was ich sagen möchte ist: das thema ist nicht einfach. Es ist nicht schwarz-weiß. Als ob wir hiermit das 2000jährige Problem gelöst hätten. Eines ist sicher, wenn wir uns zwischen Politik und Jesus entscheiden müssen (und das müssen wir fast täglich), dann müssen wir uns für Jesus entscheiden.
Kommentiert von: Danny | 02. März 06 um 22:07 Uhr
Hey Danny ich verstehe Deinen post ehrlich gesagt nicht... klingt ein bisschen ironisch und genervt. Niemand behauptet das das Thema einfach ist, aber irgendwo muss ja bei aller Komplexität anfangen oder?
Kommentiert von: Mark Reichmann | 06. März 06 um 22:00 Uhr
Hi Freunde, danke, dass ihr meinen Kommentar noch mal aufgenommen habt. Es stimmt, dass das Thema Glaube/Politik schwer ist. Aber ich habe die Frage, ob man sich überhaupt DAGEGEN entscheiden kann, politisch zu sein oder nicht. Ich halte Evangelisation für etwas hochpolitisches, weil sie konkrete Auswirkungen im Leben von Menschen hat, was wiederum Auswirkungen hat auf die Art, wie sie leben, denken, handeln oder vielleicht auch wählen.
Allein, seine Meinung laut und deutlich zu äußern, ist doch schon ein politischer Akt. Das vermeintlich 'unpolitische' Leben vieler Christen ist letztlich nur eine Verweigerungshaltung mit politischen Konsequenzen, zB dass gewissen Leute eben machen können, was sie wollen, weil es niemanden interessiert.
Ein Beispiel: Mein Freund und Haukreisbruder ist Rollstuhlfahrer. Weil das so ist, hatte er größte Mühe einen Praktikumsplatz zu finden. Meine ('christliche') Reaktion darauf, war, ein trauriges Gesicht zu machen und zu sagen: 'Boaaah, das ist aber schade und ganz schön schlimm.' Richtig (und politisch und im besten Sinne christlich) wäre es gewesen, bei den Herrschaften mal feundlich nachzufragen, was denn die Gründe ihrer Entscheidung waren, meinen Freund anblehnen. Das Ganze wird dadurch noch ein wenig brisanter, das zwei der Arbeitgeber, die ihn ablehnten, Christen waren und ich sie auch persönlich kenne. Ich hab mich nicht bewegt. Und das war feige - und gleichzeitig ebenfalls eine politische Entscheidung. (Die Geschichte fand ein gutes Ende, weil erstens ein nichtchristlicher Arbeitgeber bereit war, meinen Freund anzunemen und ein anderer Hauskreisbruder, der Abteilungseiter ist, einen Praktikumsplatz bei sich möglch machte. Das war auch eine politische Handlung und im besten Sinne christlich.)
Kommentiert von: Gofi | 07. März 06 um 12:49 Uhr
Auch jetzt wieder ein guter Kommentar, Gofi ;-)
Es ist interessant, dass das Handeln Jesu und das seiner Jünger schon früh auch als "politisch" brisant angesehen wurden.
Ich denke auch, dass die Trennung von politischem Handeln und Evangelisation künstlich ist, und nur mit einem Politik-Begriff funktioniert, der im Gemeinderat beginnt und beim Bundespräsidenten endet.
Wenn ich der Meinung bin, dass Scheidung nicht richtig ist, oder wenn ich der Meinung bin, dass alle Menschen vor Gott gleich sind, egal welcher Hautfarbe, dann ist das schon, je nach Kontext, eine mehr oder weniger brisante, aber dennoch irgendwie geartete, politische Aussage.
Vor allem das zweite Beispiel würde in manchen sozialen Kontexten, die noch gar nicht so weit zurück liegen, bedeuten, dass ich mich gegen vorherrschende Staatsdoktrin auflehne.
Würde ich in diesem Kontext farbige Christen (oder Juden etc) in meiner Gemeinde aufnehmen oder farbige evangelisieren, weil ich es so aus der Bibel als legitim und sogar notwendig erkenne, dann wäre das Evangelisation mit (implizierter oder expliziter) politischer Aussage. Dieses Beispiel müsste man dann auf verschiedene Kontexte heute anwenden.
Kommentiert von: kapeka | 07. März 06 um 17:27 Uhr