ielleicht ist es folgendes. meinst du und zeigst auf meine schuhe. ich trage sie beinahe ständig, zum schlafen ziehe ich sie aus. wenn ich träume, dann tue ich das ohne schuhe. sobald ich aufwache, streife ich sie über, bemerke es kaum, nicht wahr ? währenddessen gehe ich den tag kurz in gedanken durch und gleiche ihn ab mit den farben um mich herum. ganz schnell geht das manchmal. passiert nicht oft, denke ich, das haus ohne schuhe zu verlassen. den schlüssel, die tasche, das geld, das ticket. aber nicht die schuhe. die hat man an. ich gehe los. spüre die kieselsteine nur noch ganz sacht und sand fühlt sich sich nur gering anders an. asphalt und beton - bisschen ähnlich alles. und meine zehen schlagen nicht an und wenn- weh tun tuts kaum. ein kurzes stück renne ich und denke dabei an früher, als ich auf der schaukel meine gummistiefel um die wette geworfen habe. wer am weitesten warf, der hat gewonnen und dazu musste man die schuhe am höchsten schaukelpunkt von sich weg schleudern. richtung vorne. ein moment später und die schuhe wären rückwärts geflogen. oder senkrecht in die höhe..
ich gehe also, und wir tragen einander. die schuhe und ich. schauen uns kurz an,blinzeln einander zu, nur manchmal und nur ganz kurz. gute wahl denke ich, der kauf.
sie dienten, als türstopper. als telefon und hammer und am nikolaustag als auffang. ich habe sie geschnürt, gebunden, gebürstet und sie mit zeitungspapier getrocknet und unterhalten. bin mit ihnen gerannt, stolziert, gestolpert, auf zehenspitzen geschlichen, habe mit ihnen getanzt. die ersten schuhe waren die mit klettverschluss und dem elefanten darauf.
wenn ich was hübsches gesehen habe, und das ein regalfach zu hoch lag, habe ich die beine nacheinander gehoben- die schuhe solltens ja ebenso sehen.
und jetzt ? angenommen, ich wäre daheim, an einem ort, an dem man die schuhe auszieht . und sie nicht nur eintauscht gegen andere. dort, wo man ankommt. und ohne schuhe über die fliesen tappen kann. mit den zehen wackeln. schauen, wies ihnen geht. und hallo sagen. der form halber.
dieses mal streife ich sie ab, und mit ihnen die ganzen wege. die ich heute gegangen bin. die ganzen umwege, abkürzungen, treppen die ich gestiegen bin die fußabtreter, die meine schuhe jedes mal ein wenig flacher machen. ich ziehe sie aus , langsam und stelle sie neben mich.
oder auch :
wie ist das mit deinen schuhen, frage ich. du trägst sie, weil du damit leichter vorwärts kommst, schneller bist. stabiler auftreten kannst und ein stückchen größer wirst.
du sagst, deine schuhe sind für die berge gemacht, man kann klettern mit denen und laufen. geht sogar auch sagst du. das liegt an der sohle, weil die ist weich und passt sich gut an. .an den untergrund. und an den fuß. so- "du warst klettern damit ? " das verneinst du und winkst ab und lachst- ich gehe nicht klettern. das liegt mir nicht. ich kann das nicht. ich mag die berge nicht. ich mag die stadt. das ebene dort. kein fels, kein stein. wofür ? du merkst, das verwirrt. und du erklärst , wie das kam. das mit den schuhen- und du erzählst von deinem vater, der die berge geliebt hat und du erzählst wie du sie trägst. für ihn. dass ihn das freut , und dass das schon geht. man gewöhnt sich daran, sagst du als du siehst, dass ich kurz aufschaue und mich wundere.. ob ich das denn seltsam fände willst du wissen.
ich lache auf. dass es hart klingt. höre ich selbst. kletter schuhe habe ich nie getragen. dafür andere. andere schuhe von anderen leuten. von leuten, die ich gut fand, als ich sein wollte wie sie. und ich habe geschaut., wie sie gehen, wohin sie gehen, wie sie ankommen und losgehen, wie sie die stufen nehmen und wo sie ihre schuhe kaufen, wie sie sie schnüren, putzen und wie oft sie sie tragen. kopiert habe ich das, manchmal heimlich. und ich war gut darin. manche habens gehasst, die gleichen schuhe zu sehen, andere haben mir die schuhe förmlich aufgedrängt. laufe! haben sie gesagt. tanze! springe! schleiche! steppe! springe! tanze! steppe! laufe! sei wie ich ! und immer wieder , bis ich nicht mehr wusste, wie ich denn nun vorwärts kommen sollte.
und hinfiel. nicht mehr laufen wollte, nicht mehr tanzen wollte, nicht mehr rennen wollte. nicht mehr irgendetwas tun wollte. als ich die schuhe abgestreift habe, waren das nicht ein oder zwei, die haben sich geschichtet. ich war so groß vor lauter schuhen, die ich alle gleichzeitig trug. einen nach dem anderen zog ich aus. und war überrascht, wie hübsch manche der schuhen waren, oder wie klobig, wie elegant und wie sportlich. und wie unpassend. an manche erinnerte ich mich, wieviel sie mich kosteten, andere hatte ich noch nie gesehen und wunderte mich, wer mir die angezogen hatte. da waren so alte schuhe dabei, die fielen beinahe von alleine ab. andere waren schwer auszuziehen. sie waren gut geschnürt. korsettschuhe , lächelte ich und . - schmiß sie weg.
irgendwann dann. war kein schuh mehr da. nur mein fuß. und der war wund. hallo sagte ich , wer bist denn du ?