Bin wieder im Lande... Leider konnte ich euch nicht weiter aus Beirut berichten. Die Internetverbindung war immer so schlecht das ich weder mailen noch bloggen konnte. Lediglich skype hat merkwürdigerweise manchmal funktioniert. Im Rückspiegel betrachtet war mein kleiner Ausflug in diese andere Welt sehr bewegend und gibt mir auch im Nachhinein noch viel zu denken und zu verarbeiten. Diese Stadt, mit ihren von Mietskasernen überzogenen Hügeln hat es mir wirklich angetan. Es ist als würde sich in ihr das Leben und die menschliche Natur und Kultur ungeschminkt und gnadenlos ehrlich zeigen. All das Leid, der Hass der Wahnsinn des Krieges, aber auch die Schönheit und das Wertvolle das Menschen schaffen können vereint in einer Stadt. Und die Menschen für die dieser ganze Wahnsinn zwischen ständiger Bedrohung und Shopping Malls so ganz normal zu sein scheint. Unser Gastgeber Nadim hat in seiner Jungend direkt nahe der Kampflinie in Beiruts Altstadt gewohnt. Morgends ging er in die Schule, nachmittags schoß er auf Moslems. Auch im Krieg gegen Syrien hat er gekämpft. Immer wenn wir durch die Stadt gingen gabs Geschichtsunterricht aus erster Hand: "An dieser Stelle hat ein Schafschütze auf unser Auto geschossen als wir aus der Universität kamen. Die Kugel hat die Windschutzscheibe durchschlagen, mir die Haare am Kopf versenkt und dann meinen Besten Freund in den Kopf getroffen." Als würde sich diese Geschichte einfach nur in die Reihe der Sehenswürdigkeiten einreihen erklärt er direkt danach zu welcher der vielen abgefahrenen christlichen Denominationen die Kirche auf der anderen Strassenseite gehört, bevor wir auf dem Parkplatz eines seiner Geheimtip-Restaurants parken und die nächsten 2 Stunden damit verbringen eine libanesische Leckerheit nach der anderen zu vertilgen. An unserem vorletzten Tag waren wir in Byblos, einer Stadt die seit über 7000 Jahren durchgehend besiedelt ist und deshalb zu den ältesten Städten der Welt zählt. Von den Ägyptern, den Assyrern, Persern, Griechen, den Römern bis zu den Kreuzrittern hat hier jeder seine Spuren und Ruinen hinterlassen. Beeindruckend und wunderschön. Auf dem Weg dorthin passieren wir eine Brücke. Nadim erklärt das dieses Gebiet in den 90gern von Syrien besetzt war, und das sie alle Libanesen die sie gefangen genommen haben auf dieser Brücke erschossen haben um die Leichen dann hinunter zu werfen. "Wenn man einen Angehörigen vermisst hat, hat man hier unter der Brücke zuerst gesucht", erzählt er." Als mein Flieger zwei Tage später von der Landebahn abhebt und ich einen letzten Blick auf die Stadt werfe bevor sie unter der Wolkendecke verschwindet scheint sie mir wie eine alte Bekannt, die man gerne wiedersehen würde. Tschüss Beirut ... Gott segne Dich.