Gestern in der Metzgerei beschwor die Metzgerfrau extremste Aggressionen in mir auf.
Ehepaar XY war vor mir dran und vor lauter Getratsche mit selbigen, stand ich mir die Beine in Bauch, während in Sachen Bedienung nahezu nix geschah. Sie kam auf einen Angestellten des Pärchens zu sprechen, in halblautem Ton (laut genug das man mithörte ohne zu wollen) erzählte Sie davon, dass der Angestellte sich heulend ihrem Sohn anvertraut hätte, sein kleiner Sohn habe Krebs. Inzwischen kam Kunde 4 und 5 herein. Die Geschichte ging ungebremst halbLAUT weiter.
Das Ehepaar hatte noch nichts dergleichen gehört, darauf kommentierte Sie: Ja, das hat er meinem Sohn auch im Vertrauen gesagt, aber dem war's so schwer das er das nicht alleine tragen konnte und sich mir anvertraute. Der Sohn kam herein, die Mutter wußte den Namen des Angestellten nicht, also sprach Sie den Sohn vor versammelter Kundschaft gleich darauf an, ohne zu versäumen die ganze Geschichte mit dramatischem Blick und Tonfall in kurzen Zügen nochmals wieder zu geben. Der Sohn nannte den Namen, alle guckten bestürzt und machten Oh und Ah's, der Sohn fügt hinzu: Aber das hat er mir eigentlich vertraulich gesagt, worauf das Pärchen und die Mutter beteuern: Ja, wir behandeln das auch vertraulich!!!
Das Pärchen zieht ab, Herr Metzger kommt dazu und bedient mich. Frau Metzgerin bedient Kunde 4 und macht gleich weiter, denn Kundin 4 kennt scheinbar den Angestellten! In verschwörerischem Ton leiert sie wieder los: So was schlimmes, aber der Krebs hat scheinbar noch nicht gestreut, das ist ja eigentlich gut (ich glaube diesen Satz sagte sie an dieser Stelle zum vierten mal). Mitleidender Blick, bestürzter Tonfall, Kunde 6 kommt dazu und bekommt die Gelegenheit ebenfalls Zeuge der kompletten vertraulichen Geschichte zu werden.
Zu diesem Zeitpunkt ist der Würgereiz übermächtig und ich frage mich, ob sie überhaupt bemerkt, dass Sie Kunde für Kunde Ihre so genannte Vertraulichkeit mit Füssen tritt, und alle Leute die die betroffene Familie kennen, plus die Familie selbst in eine ganz ätzende Situation bringt.
Ich bin froh aus dem Laden zu kommen, merke mir die Arbeitszeiten der Metzgerin um in Zukunft zu andern Zeiten da zu sein und denke Zuhause ich hätte was sagen sollen. Irgendjemand hätte was sagen sollen zum Schutz der Familie.
Es ist so ernüchternd, wenn man im Nachhinein entdeckt das man sich selbst enttäuscht hat.
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