
Für solche riesigen Anlagen reicht der gesamte Eisenhafengrund kaum – war die Aussage einiger Teilnehmer bei der Besichtigung der Trocken-Biovergärungsanlage des Abfallwirtschaftsbetriebes Böblingen. Die Bürgeraktion Eisenhafengrund hatte zu einer Besichtigung der Anlage in Leonberg aufgerufen und viele Experten aus dem Karlsruher Raum waren dabei. Diese weitere Besichtigung einer Biomüllvergärungsanlage sollte klären, welche Anlage effektiv, kostengünstig und platzsparend ist, um die zusätzliche Versiegelung des Naherholungsgebietes Eisenhafengrund zu vermeiden und der Stadt die Erhöhung der Müllgebühren zu ersparen..
Gleich zu Beginn wurden einige Probleme der still stehenden Anlage aufgezeigt. Eine Schnecke des Fermenters war verstopft und mußte ausgebaut werden. Fremdstoffe, wie rostfreie Metalle, die nicht vom Magneten erfasst werden und Kunststoffe verhindern einen sauberen Ablauf. Die nicht zu stoppende Lieferung des Biomülls wurde in eine Nebenhalle abgeladen, mit Geruchs- und Sickerwasserproblemen. Für die Störfälle und für die anfallenden Revisionen der Großbehälter müsste eigentlich eine zweite Anlage vorhanden sein. Während den bis zu 6 Monaten dauernden Revisionen wird der Müll kostenintensiv weit weggefahren.
Eine Trockenbiovergärungsanlage funktioniert nicht „trocken“. Die zerkleinerten Abfälle gelangen in einen Großbehälter, dem Fermenter. Sie werden im Verhältnis 1:6 mit den flüssigen Gärresten vermischt und in den Gärturm (Fermenter) gepumpt. Dort bleiben sie mehrere Wochen, sinken langsam zu Boden und geben dabei Gas ab. 1/7 der Gärreste wird ausgesondert und getrocknet, mit Häckselmaterial vermischt und mit 40% Feuchteanteil zur Kompostierung mit hohen Kosten (über 50.-€ pro Tonne) nach Kirchheim a.d.T. gebracht. Das Biogas wird gekühlt, entschwefelt und gereinigt. Es wird zur Erwärmung des Gärbehälters, zur Trocknung der Gärschlemme und zur Erzeugung von Strom mittels Generatoren verwendet.
Inwieweit ein derart komplexes, störanfälliges Verfahren wirtschaftlich arbeitet, konnte nicht beantwortet werden. Hier gab es staatliche Zuschüsse für verschiedene Komponenten, die zum Teil wieder abgebaut sind.
Auch ohne nachfolgende Kompostierung konnte man einen riesigen Flächenverbrauch feststellen. Nun soll die Anlage, die auf einem Berg von Stuttgarter Kriegsschutt und Müll steht, zwecks besserer Wirtschaftlichkeit noch ausgebaut werden. Inzwischen sind über 40 Millionen Euro investiert worden, um 30 000 Tonnen Biomüll pro Jahr zu verarbeiten. Und immer noch muß nachgebessert werden. Die Stadt Pforzheim schickt ihren Biomüll zu einem äußerst günstigen Preis nach Leonberg. Wirtschaftlichkeitsrechnungen spielen bei den Zuschüssen und großen Dimensionen wohl keine Rolle, für den Müllgebührenzahler sind es nur geringe zusätzliche Beträge.
Die Bürgeraktion Eisenhafengrund schließt sich jetzt der Expertenmeinung an, dass eine Sanierung der bestehenden Nassvergärungsanlage in jeder Hinsicht kostengünstiger ist (es werden nur ca. 3 Mio € benötigt) und keinen zusätzlichen Platz benötigt. Auch für die Standortfrage hat die Bürgeraktion nun 2 Standorte ausgemacht, die in fast allen Punkten günstiger als das Naherholungsgebiet Eisenhafengrund sind.